Europäische Bildung muss die Chancen digitaler Bildung nutzen

Wir Freie Demokraten wollen, dass niemand in der digitalen Entwicklung abgehängt wird. Deshalb unterstützen wir die Einrichtung von digitalen Bildungsplattformen, zu der alle Bürgerinnen und Bürger, unabhängig von ihrem formellen Bildungsgrad, Zugang bekommen sollen. Die Digitalisierung ist eine historische Chance, Wissen und Bildung weit über Klassenräume und Lehrsäle hinaus zugänglich zu machen. Nach dem Vorbild der „Open University“ sollten digitale Bildungsplattformen in allen Sprachen der Europäischen Union ihre Bildungsinhalte in Form von „Massive Open Online Courses“ (MOOCs) über das Netz zur Verfügung stellen. Ziel der europäischen Förderung von Bildungsplattformen muss insbesondere sein, ihren Nutzern europabezogene Inhalte zu vermitteln. Festzulegen, welche Inhalte dies sind, ist aber nicht Aufgabe der Politik und staatlicher Bürokratie. Vielmehr sollen diese durch Kooperation von akademischer Lehre und Wirtschaft festgelegt und generiert werden. Ein standardisiertes Bewertungs- und Zertifizierungssystem soll die Anerkennung dieser Bildung durch Arbeitgeber ermöglichen. Des Weiteren sollen sich qualifizierte, online erarbeitete Kurse an einen universitären Bildungsabschluss anrechnen lassen. Wir setzen uns, insbesondere auch für die Weiterbildung, für eine europäische Online-Akademie ein. Hier sollen Europäerinnen und Europäer jeden Alters kostenlos die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten online erwerben können, um sich fit für die digitale Arbeitswelt zu machen und Kommunikation und Teilhabe bis ins hohe Alter zu ermöglichen.

Zitat aus dem Wahlprogramm der Freien Demokraten

Die Argumente der FDP Auslandsgruppe Europa:

In der Zukunft werden durch die Digitalisierung viele heute bekannte Beschäftigungsformen obsolet werden oder sich fundamental verändern. Beschäftigungsfähigkeit wird sich daran messen lassen müssen, wer flexibel auf neue Technologien reagieren kann. Lebenslange Weiterbildung wird mehr noch zu einem Merkmal des Lebensstils der Mehrheit der Menschen werden. Digitale Bildung zeichnet sich durch die notwendige Skalierbarkeit aus um einer rasant wachsenden Menge Bürgern die Möglichkeit der Ausbildung, Bildung und Weiterbildung zu geben. Massive Open Online Courses (MOOCs) ermöglichen beispielsweise die virtuelle Teilnahme an Kursen des MIT oder der University of Virginia. Schon heute können digitale Methoden eine reaktivere Anpassung an die Lernenden aufzeigen, wie sie nur schwer in überfüllten Hörsälen oder Klassenverbänden möglich ist. Gerade die finanziell Schwächsten erhalten dadurch die Anschlussmöglichkeit an vormals elitäre Bildungsformen. Damit aber vergangene Lebensentscheidungen zu einem praktischen Beruf nicht bestimmend für eine Neuausrichtung werden, muss der Zugang zu den europäischen Plattformen unabhängig vom Bildungsgrad möglich sein. Beispiele aus der Privatwirtschaft finden sich mit Udacity in der Informationstechnik oder Coursera, bei der auch öffentliche Institutionen Kurse anbieten und Unternehmen die erworbenen Zertifikate akzeptieren. Nicht zuletzt die verbreitet Verwendung automatisierbarer Testverfahren wie Multiple Choice/ Select an Universitäten und Hochschulen stellt die Qualifizierung von digitalen Methoden und analogen Lehrformen auf eine Stufe. Die Anerkennung dieser Qualifizierung in der Sphäre des Digitalen erschöpft ihr Potential jedoch noch nicht und bedarf der Entfaltung einer rechtlichen Anerkennung. Die Anerkennung von erarbeiteten Kursen an der Universität kann das allgemeine Bildungsniveau erhöhen und nicht zuletzt auch Ressourcen an dem chronisch überforderten Universitätspersonal freimachen. Diese Möglichkeit bietet sich vor allem im universitären Grundausbildungsbereich der einführenden Veranstaltungen, als auch bei Fähigkeiten die leicht standardisierbar sind, wie Statistik, Programmieren oder Ähnliches an. Gerade das Erfolgsmodell der Fernuniversität Hagen, die einen weiten Bereich an Fächern außerhalb der Naturwissenschaften anbietet, kann als Beispiel dienen. Lebenslanges Lernen ist eine Kernforderung vieler deutscher Parteien und ein Allgemeinplatz. Allerdings legt die FDP besonders viel Wert darauf, die Chancen der Digitalisierung in allen Bereichen besonders zu nutzen.