Jugendarbeitslosigkeit durch einen europäischen Berufsausbildungsmarkt bekämpfen

Wir Freie Demokraten wollen, dass junge Menschen zukunftsfähige Qualifikationen erwerben und danach schnell ihre erste Arbeit finden können. Denn Jugendarbeitslosigkeit aufgrund mangelnder Arbeitsplätze hindert Menschen am Eintritt in die Berufswelt und das selbstständige Leben. Europa soll aber ein Kontinent der besten Chancen gerade für junge Menschen sein. In Zeiten, in denen sich in Europa der Fachkräftemangel einerseits und eine hohe Jugendarbeitslosigkeit andererseits gegenüberstehen, muss Europa funktionierende Austauschmöglichkeiten schaffen, die jungen Menschen und Arbeitgebern offenstehen. Wir wollen deshalb einen gemeinsamen Berufsausbildungsmarkt etablieren. Ein erster Schritt dazu ist, dass nationale Arbeitsagenturen miteinander statt isoliert arbeiten, besonders im Bereich des Berufseinstiegs. Dabei sollen auch die Industrie- und Handelskammern sowie die Handwerkskammern eingebunden werden. Ebenso wollen wir eine duale Berufsausbildung etablieren. Für Schul-, Ausbildungs- und Hochschulabsolventensoll der Zugang in die Ausbildungs- und Arbeitsmärkte anderer Mitgliedstaaten so leicht wie möglich werden. Wir glauben, dass eine gegenseitige Anerkennung von Bildungsabschlüssen, Ausbildungen, Praktika und Traineezeiten einen relevanten Beitrag zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit insbesondere in süd-osteuropäischen Ländern leisten wird, da dies die tatsächliche Möglichkeit erhöht, eine Arbeitsstelle in anderen EU-Ländern annehmen zu können. Dazu muss die gegenseitige Anerkennung erheblich vereinfacht und beschleunigt sowie die Harmonisierung der Startzeitpunkte von Ausbildungen oder den Zeiträumen der Abschlussprüfungen verbessert werden. Wir wollen eine Europäische Ausbildungsagentur (EAA) gründen, welche freie Ausbildungsplätze in anderen EU-Mitgliedstaaten vermittelt. Junge Menschen, die auf Vermittlung der EAA im Ausland einen Ausbildungsplatzangebot erhalten haben, diesen aber aufgrund von Sprachbarrieren nicht annehmen können, sollen von ihr außerdem Sprachprogramme vermittelt bekommen.

Zitat aus dem Wahlprogramm der Freien Demokraten

Die Argumente der FDP Auslandsgruppe Europa:

Die Wirtschafts- und Finanzkrise ab 2008 hat junge Menschen (15 bis 24-Jährige) besonders getroffen. Die Jugendarbeitslosenquote in der EU stieg von 2008 bis Anfang 2013 um 9% Punkte auf 24%, was die Mitgliedstaaten 2013 dazu anregte, Maßnahmen speziell zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit zu beschließen. Die im Februar 2013 beschlossene „Beschäftigungsinitiative für junge Menschen“ setzt EU Mittel ein, um Regionen mit einer Jugendarbeitslosenquote über 25% finanziell dabei zu unterstützen, mehr junge Menschen in Arbeit zu bringen und zu halten. (Ende 2017 waren über 120 Regionen in 20 EU-Mitgliedstaaten Anspruchsberechtigte). Die praktische Umsetzung erfolgt durch die „Jugendgarantie“. Sie ist eine politische Zusage, dass unter 25-Jährigen, die die Schule verlassen oder Ihren Arbeitsplatz verloren haben, innerhalb von 4 Monaten eine Arbeitsstelle oder Weiterbildungsmaßnahme oder ein Ausbildungs- oder Praktikumsplatz angeboten wird. Außerdem wurde die Europäische Ausbildungsallianz ins Leben gerufen, die sich darauf fokussiert Lehrlingsausbildung in Europa zu stärken und den Übergang von allgemeiner und beruflicher Bildung in Beschäftigung zu erleichtern. Studien belegen, dass Länder mit soliden Berufsausbildungssystemen niedrigere Jugendarbeitslosigkeit haben. In vielen Mitgliedstaaten fanden daraufhin Reformen statt, die die Umsetzung der Jugendgarantie erheblich erleichtert haben. Von 2013 bis 2016 haben rund 14 Millionen junge Menschen an Jugendgarantieprogrammen teilgenommen und 9 Millionen haben ein Stellen-, Weiterbildungs-, Praktikums- oder Ausbildungsangebot angenommen. Von 2013 bis 2018 ist die Jugendarbeitslosigkeit in der EU um knapp 8,8% Punkte auf 15,2% gesunken. Unsere aktuelle Position zur Jugendgarantie findet sich im Kapitel Wirtschaft. Dort wird die Idee unterstützt, dass in den Mitgliedsstaaten effektive Systeme aufgebaut werden, die jungen Menschen in kurzer Frist entweder ein Jobangebot oder eine arbeitsmarktorientierte Weiterbildungsmaßnahme vermitteln oder fördern – wie sie in Deutschland im Rahmen des SGB II und III schon bestehen. Die hiesige Forderung bezieht sich auf die Herstellung eines europäischen Berufsausbildungsmarkts. Die Mobilität zwischen EU Mitgliedstaaten wird u.a. dadurch limitiert, dass Bildungsabschlüsse, Ausbildungen, Praktika und Trainee Erfahrungen nicht unbedingt anerkannt werden und Arbeitsagenturen kaum EU übergreifend arbeiten. In manchen Ländern werden dringend junge Arbeitskräfte gesucht, wohingegen diese in anderen Ländern nur schwer eine Anstellung finden. So gab es z.B. im August 2018 alleine in Deutschland knapp 90.000 freie Ausbildungsplätze. Vor diesem Hintergrund setzen wir Freie Demokraten uns dafür ein, die Anerkennungsverfahren zu verbessern und mittelfristig eine Europäische Ausbildungsagentur zu gründen.